Wann passt ein Sattel?

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Wann passt ein Sattel?
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Unser Video mit Informationen von Hartmut Schenck:

Der Sattel ist ein sensibles Kommunikationsmedium zwischen Reiter und Pferd.

Er positioniert idealerweise den Reiter so auf dem Pferd, dass es sein Gewicht aufnehmen kann, nicht in seinem Bewegungsablauf behindert ist, dieser sogar gefördert werden kann. 

"Es ist eine besondere Kunst, zwischen zwei sich völlig unterschiedlich fortbewegende Individuen einen Sattel anzupassen, welcher seiner Bestimmung gemäß in engstem und zudem noch beweglichen Kontakt zu sich am wenigsten dazu eignenden Körperteilen dieser beiden Individuen gebracht werden soll..."

Welche Kriterien muss ein Sattel erfüllen, wenn er einem Pferd passen soll?

Einige Worte zur Besattelung der Pferde

Die Passform eines Sattels richtet sich nach den anatomischen, physiologischen und bewegungsdynamischen Gegebenheiten des zu besattelnden Pferdes. In der guten reiterlichen Grundausbildung des jungen oder ungerittenen Pferdes – ob in der Western- oder Englischreitweise, dient dazu bei einem Großteil der Muskeln des Pferdes deren relative gering ausgebildete Funktion als Hebe- und Tragemuskeln weiterzuentwickeln, damit die unphysiologische zusätzliche Last des Reitergewichtes überhaupt aufgenommen werden kann.

Das Pferd ist von Natur aus nicht zum Tragen von Lasten geeignet. Es benötigt zur natürlichen Fortbewegung in den allermeisten Fällen lediglich Schub-, und Gleitkräfte. Dieser Vorgang, korrekt ausgeführt dauert sicherlich für leichte Dressurarbeit zwei bis drei Jahre. Unsere Freizeitpferde, für uns alle nicht nur ein geliebter Partner, sind jedoch in den meisten Fällen nicht so geritten. Nur ein relativ geringer Anteil geht konstant und gut ausbalanciert im „großen Sport“ oder in einem in diese Richtung orientierten Freizeitreiterbereich. 

Besattelung

 Das hat Gründe, die allzu gut zu verstehen sind. Die Mühen, die Zeit, den finanziellen Auf-
wand, den es kostet ein Pferd so gut und vor allem ständig zu arbeiten sind vom berufstätigen Menschen in der Regel nicht aufzubringen, oft auch nicht sein Ziel. Die Reiter möchten ihre Freizeit mit dem „Kumpel Pferd“ genießen, – sie suchen in den meisten Fällen Entspannung durch viele abwechslungsreiche Aktivitäten mit ihren Pferden. Immer mehr Rassen erobern die Reiterwelt; die Pferde werden nicht nach „Sportlichkeit“- wie man es nennt oder Reitbarkeit“
ausgewählt sondern eben nach Sympathie – somit variieren sie auch in ihrer Eignung nicht unerheblich.

Der Sattelanpasser findet deshalb vor Ort nicht selten schwierig zu besattelnde Pferde vor. Die Sattellage ist z.B. obiektiv oder relativ zu kurz, manche Pferde sind stark überbaut, manche haben Blockaden, ausgeprägte Schiefen. Die Pferde werden, verständlicherweise – unregelmäßig geritten oder bewegt (Muskelabbau beginnt schon nach einer Woche Ruhe) die Form des Rückens, die Sattellage ändert sich häufig. Manchmal reiten drei verschiedene Reiter verschieden in Größe und Gewicht; bedeutet: ganz unterschiedliche Einflüsse auf die Passform des Sattels. Womit wir bei dem Einfluß sind, den der Reiter auf die Paßform des Sattels nimmt: Wer war nicht schon beim Physiotherapeuten – wer hat keine steife Seite – wer sitzt schon gerade
auf dem Pferd, zieht keine Schulter hoch oder knickt nicht ein? Wer ist nicht unbeweglich im Becken durch mangelnde Bewegung?

Das Wissen um diese Voraussetzungen macht die Anpassung eines Sattels besonders schwierig. Die moderne Sattlerkunst hat in vielen Bereichen deutlich komfortablere Sättel entwickelt die weitgehend auf die Besonderheiten eingehen, die das Pferd verlangt. Sie sind sehr gut gepolstert, einige bereits sehr weit verstell- oder anpassbar vor Ort; es gibt viele verschiedene Sattelbäume für Westernsättel die vor Ort angepasst und ausprobiert werden können.
Auch dem Komfortanspruch des Reiters ist in vieler Hinsicht Rechnung getragen worden. Viel Erfahrung auf diesem Wissensgebiet welches sich ständig erweitert, ermöglicht dem gut ausgebildeten und sich ständig fortbildenen Sattelanpasser, einen Sattel auszuwählen der dem Anspruch des Pferdes als Priorität gerecht wird, und der den Reiter in eine Position setzt, in der er sich wohlfühlt und aus der heraus er sein Pferd korrekt reiten kann.

 

Überprüfung der Passform

Vor der Überprüfung des Sattels sollte man sich ein Bild von dem zu besattelnden Pferd und seinem körperlichen Entwicklungszustand machen. Ein junges Pferd in der Wachstumsphase wird Muskulatur aufbauen und breiter werden. Ein älteres Pferd baut bestimmte Muskulatur wieder ab und wird auch früher oder später eine ausgeprägtere Sattellage bekommen. Man sollte auch überprüfen oder erfragen wie das Pferd sich unter dem Reiter bewegt. Ob es den Rücken aufwölbt oder wegdrückt. Wie es Kopf und Hals trägt. Es macht wenig Sinn prinzipiell von einer korrekten Haltung auszugehen, da viele Pferde hiervon mehr oder weniger weit entfernt sind.

Alle Lebewesen (nicht nur die Menschen) sind unsymmetrisch. Ab einem gewissen Grad kann dies für die Lage des Sattels problematisch werden. Man überprüft den Pferderücken diesbezüglich, indem man sich so hinter das Pferd stellt, daß man über die Mitte der Kruppe auf die Schulter sehen kann (zur Not mittels eines Hockers). Dabei muss das Pferd auf einer geraden und waagerechten Fläche geschlossen und alle vier Gliedmaßen gleichmäßig belastend stehen. Dies erreicht man am besten, wenn sich jemand vorne vor das Pferd stellt und das kontrolliert. Eine weitere Person sollte die Mähne im Bereich der Schulter beiseite halten, da diese eine Beurteilung sehr erschweren kann.

Wenn man jetzt also über die Mitte der Kruppe über die Wirbelsäule auf die Schulter blickt, sieht man bei unsymmetrischen Pferden sehr deutlich, daß z. B. die eine Schulter stärker ist als die andere. Oft sind auch die Positionen der Schulterblätter in der Höhe oder in der Länge sehr unterschiedlich, oder die Wölbung der Rippen ist ungleich. 

Überprüfung der Passform

Bei manchen Pferden verläuft die Wirbelsäule auch nicht gerade. All diese Asymmetrien können erhebliche Probleme beim Besatteln eines Pferdes mit sich bringen. Sie erklären auch oft, warum auf einem bestimmten Pferd die Sättel immer zu einer Seite rutschen.

Unterschiede im Muskelaufbau können durch ungleichmäßige Belastung entstehen, aber auch angeboren sein. So wie die meisten von uns Rechtshänder sind, haben Pferde auch eine gute und schlechte Seite. Man sollte also immer bemüht sein das Pferd geradezurichten. Unterschiede im Knochenbau können vom Reiter natürlich nicht beeinflusst werden. Es ist aber auf jeden Fall empfehlenswert, einem Osteopathen das Pferd vorzustellen. In manchen Fällen kann er Hilfe leisten.

Manuelle und visuelle Kontrolle vor dem Reiten

Es gibt recht verschiedene Methoden, die Passform eines Sattels zu überprüfen. Die gebräuchlichste ist die manuelle und visuelle Kontrolle vor dem Reiten.

Bei Englischsätteln und bei allen Sätteln die über Kissen als Auflageflächen verfügen ist diese recht einfach vorzunehmen. Man legt den Sattel ohne Unterlage auf das Pferd in der Position, in die er beim Reiten auch rutscht. Die vorderen Enden der Auflageflächen dürfen nicht so weit nach vorne ragen, daß die Bewegungsfreiheit der Schulter eingeschränkt wird. Bei einem normalen Englischsattel ist dies ca. 3 cm hinter der Schulter.

Die Schulter ist auch der Punkt auf dem Pferderücken, der die Lage des Sattels definiert. Hat ein Pferd eine schräge Schulter, liegt der Sattel eben weiter hinten auf dem Pferderücken. Wenn gleichzeitig ein Weidebauch den Gurt nach vorne schiebt, kann dieser nicht mehr senkrecht laufen.

 

Dies gilt natürlich nicht für Sättel, die konstruktiv so gefertigt sind, dass sie mit dem dann allerdings sehr weich gepolsterten vorderen Teil der Kissen bis auf die Schulter gehen sollen. Dies ist z. B. bei dem französischen Gaston Mercier oder bei seinem deutschen Nachbau, dem Maratippo der Fall. Durch den Einfluss um die Gesundheit der Pferde bemühter Pferdeosteopathen gestalten einige Hersteller konventioneller Englischsättel in der jüngsten Zeit ihre Sättel so, daß sie im Bereich des Ortes (also im vordersten Bereich) weicher sind und vor allen Dingen weiter auf machen. Dies ermöglicht dem Pferd, sich mit dem Knorpelrand des Schulterknochens besser unter den Sattel zu schieben.

Manuelle und visuelle Kontrolle vor dem Reiten

Außerdem wird der Druck der Kissen hinter der Schulter gemindert. Eine zu hohe Druckbelastung an dieser Stelle behindert das Pferd nicht nur in der Bewegung sondern führt auch zu Muskelathrophie (Zurückbildung der Muskulatur) und sogar kleinen Blutergüssen. Die hinteren Enden der Kissen, die sogenannten Trachten dürfen nicht zu weit hinten auf dem Pferderücken liegen.(18. Brustwirbel) Durch die Belastung der gelenkigen Verbindung zwischen Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule wird das Pferd daran gehindert den Rücken aufzuwölben, Schub und Schwung aufzubauen und sich zu tragen. Der Reiter darf nie auf dem Hinterzwiesel (Cantle) oder zu dicht an dieses gepresst sitzen. Bei zu klein bemessenen Sitzen oder Stuhlsitz des Reiters ist diese Gefahr besonders groß.

Sättel, deren Trachten sehr weich gepolstert und flexibel sind entschärfen dies Problematik etwas. Es ist demzufolge von Bedeutung, das bei der Beurteilung eines Sattels die Konstruktion und die individuelle Lage auf dem Rücken des speziellen Pferdes berücksichtigt wird.

Auch der seitliche Winkel der Kissen muß dem Pferderücken entsprechen. Vorne, im Bereich des Ortes kann dies durch Fühlen mit den Fingerspitzen recht gut überprüft werden. Wenn man sich hinter das Pferd stellt, kann man den Winkel der Trachten gut sehen. Bei manchen Sattel – Pferd Kombinationen kann man leicht mit einer Hand von vorne zwischen Sattel und Widerrist hineinlangen und mit dem abgespreizten Daumen und kleinen Finger der Hand von hinten nach vorne unter den Kissen durchfahren. So erhält man eine gute Aussagefähigkeit über die Auflage der Kissen in diesem Bereich.

Der Sattel darf Wirbelsäule und Widerrist auch unter Belastung nicht berühren. Dies überprüft man am besten, indem man den Sattel mit dem maximal vorkommenden Reitergewicht vorne stark wippend belastet. Ein zwischen Widerrist und Sattel eingelegter Finger darf nicht geklemmt werden. Achtung, weich gepolsterte Sättel können während des Reitens weiter nach unten rutschen. Da mit Wolle gepolsterte Sättel sich in der Einreitphase verändern (die Kissen werden flacher) muß diese Kontrolle ab und zu wiederholt werden. Bei den neueren Füllungen aus einem wie wolligen, feinnetzigen Kunststoffmaterial ist dies nicht in dem Maße der Fall.

Pferde, deren Widerrist hoch und weit in den Rücken hineinragt, stellen sich für die manuelle Überprüfung etwas schwieriger dar, es ist auf einen ausreichend breiten Tunnel zu achten, der den breiten Dornfortsätzen Platz bietet.

Als Nächstes überprüfen wir, ob die Form der Auflageflächen der Form des Pferderückens entspricht. Die Biegung der Kissen, vom Sattler auch Schwung genannt, muß stimmen. Ist der Sattel gerader als der Pferderücken, sprechen wir von einer Brückenlage. Hat der Sattel mehr Schwung als die Sattellage, liegt der Sattel nur in der Mitte auf.

Für diesen Punkt der Passformkontrolle ist es wichtig, daß das Pferd gerade auf allen vier Gliedmaßen steht und Kopf, Hals und Rücken so hält, wie unter dem Reiter normalerweise auch.

Bei einem Sattel mit Kissen als Auflageflächen kann man diesen Passformfaktor folgendermaßen überprüfen:

Man drückt den Sattel, der ohne Sattelunterlage auf der richtigen Stelle des Pferderückens liegt mit einer Hand nach unten. Mit den Fingerspitzen der anderen Hand fährt man unter der Kante des Kissens von vorne nach hinten. Jetzt kann man recht gut spüren, ob der Druck zwischen Kissen und Pferderücken von vorne bis hinten gleich ist. Diesen Test sollte man auf beiden Seiten durchführen.

Sättel mit Brückenlage liegen fest und sicher auf dem Pferderücken, da sie sich hinter der Schulter festklemmen. Sättel mit zu viel Schwung wippen auf dem Pferd.

Der Abstand der Kissen zueinander (Wirbelsäulenkanal/ Tunnel) sollte möglichst mindestens 4 – 6 cm betragen. Dass große Pferde mit einer breiteren Wirbelsäule mehr Abstand der Kissen brauchen als zierliche kleine Pferde ist auch selbstverständlich. Das spezielle Pferd ist immer das Maß der Dinge.

Wenn die Kissen die Wirbelsäule zwar nicht berühren, aber auf die Muskulatur neben der Wirbelsäule ein zu hoher Druck ausgeübt wird, entstehen ebenfalls häufig reiterliche Probleme, und im Weiteren natürlich orthopädische Erkrankungen des Pferdes.

Pferde mit wenig ausgeprägter Rückenmuskulatur zeigen häufig Rückenprobleme, wenn der Baum an seinem hinteren Ende auf die Wirbelsäule drückt. Diese Kontrolle kann mit dem Reitergewicht, nach hinten verlagert und wippend ausgeführt werden. Es soll noch einmal betont werden, dass auch dieses Problem öfter bei Reitern auftaucht, die im Sattel nicht im tiefsten Punkt zu sitzen kommen. Aber natürlich auch bei Sätteln, die ihren tiefsten Punkt zu weit nach hinten verlegt haben.

Der Schwerpunkt des Reiters im Sattel ergibt sich aus dem Winkel, in dem der Sattel zum Pferderücken liegt. Bei Englisch-Sportsätteln soll der tiefste Punkt in der Mitte des Sattels liegen. Alle Angaben über die Position des Hinterzwiesels zum Vorderzwiesel (vorderes und hinteres oberes Ende des Sattels ) können sich immer nur auf ein bestimmtes Modell eines bestimmten Herstellers beziehen. Verständlich wird dies auch, wenn man weiß, dass dasselbe Sattelmodell mit unterschiedlich hohem Hinterzwiesel gefertigt werden könnte.

Wenn man den Sattel (möglichst ohne Decke, Steigbügel und Bauchgurt) auf das Pferd legt und ihn mit einer Hand vorne und der anderen hinten anfassend auf dem Pferderücken bewegt, kann die optimale Lage gut ermittelt werden.Hat ein Pferd eine einigermaßen regelmäßige Sattellage, rutscht auch ein Englischsattel, der über den Widerrist Richtung Schulter geschoben wird, mit einem kleinen Schub in die richtige Lage.

Wenn der Schwerpunkt des Reiters zu weit vorne liegt, hat er das Gefühl ständig bergab zu reiten. Zudem erhöht sich der Druck unter dem vorderen Teil der Auflagefläche. Liegt der Schwerpunkt zu weit hinten, ist es umgekehrt. Oft merken Reiter den unkorrekten Sitz im Sattel erst dann, wenn sie einen passenden Sattel auf ihrem Pferd reiten. Plötzlich setzt der Sattel den Reiter richtig hin und er muss keine Muskelpartien anstrengen, nur um einen korrekten, angenehmen Sitz im tiefsten Punkt des Sattels zu finden.

Bei anderen Satteltypen ist die Ermittlung des Schwerpunktes schwieriger und erfordert oft Erfahrung mit diesem speziellen Satteltyp. Das Verwinkeln des Sattels von der Hand auf dem Pferderücken ist auch hier die beste Kontrollmethode.

Bei Westernsätteln oder Sätteln, deren Auflagefläche wie ein Westensattel konstruiert ist, ist die manuelle Überprüfung schwieriger. Grundsätzlich gilt das für die Passformkontrolle des Englischsattels gesagte auch für den Westernsattel. Einige Besonderheiten sind jedoch zu beachten.

Die Passform des Westernsattels wird durch den Baum definiert, der ja auch einen großen Teil des Gewichtes überträgt. Die darunterliegenden großflächigen Skirts helfen zwar sehr gut, daß Gewicht auf einer größeren Fläche zu verteilen und dadurch den Druck zu vermindern. Sie erschweren es aber auch, die Paßform des Sattels wie bei einem Sattel mit Kissen zu kontrollieren.

Zur Kontrolle der Passform legen wir den Sattel ohne Pad auf den Pferderücken. Der Westernsattel ist so konstruiert, daß die vorderen Spitzen der Auflageflächen bis auf die Schulter ragen. Dafür sollen sie so geformt sein, daß das Pferd sich mit der Schulter gut unter dem Sattel bewegen kann. An jedem Westernsattel- eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit der korrekten Lage- befindet sich seitlich am Fuß der Fork eine kleine Metallschraube- sie soll ca. 2 Finger breit hinter der Schulter liegen.

Genügend Bewegungsfreiheit ist in der Regel auch dann gewährleistet, wenn man bei nicht gegurtetem Sattel mit der Hand ohne Probleme zwischen Sattel und Schulter durchfahren kann. Der Sattel darf allerdings auch nicht so weit sein, daß er in der Bewegung nach vorne kippt und dann wiederum hierdurch die Schulter belastet.

Wenn man bei einem mit Pad gesatteltem Pferd und aufsitzendem Reiter eine Hand zwischen Schulter und Pad führt, merkt man sehr gut, welche Drücke hier entstehen. Daß hier ein gewisser Druck herrscht, ist normal. Dieser darf aber, auch in der Bewegung, keinesfalls zu schmerzhaften Drücken führen.

Den Schwung des Westernsattels kontrolliert man am besten, indem man den Sattel mit der einen Hand am Cantle und der anderen Hand an der Fork anfasst und auf dem Pferderücken zu wippen versucht. Liegt der Sattel sicher und fest und läßt sich überhaupt nicht bewegen, kann man meistens von einer Brückenlage ausgehen. Der Westernsattel muß sich ein wenig auf dem Pferderücken bewegen lassen. Wenn er deutliche Wippbewegungen ausführt ist der Schwung zu groß. Es ist auch normal, daß ein gegurteter Westernsattel, wenn er nicht durch das Reitergewicht belastet ist, hinten etwas hochsteht. Auch unter dem Reitgewicht darf der Sattel hinten nicht in den Rücken bohren, oder ihm eng aufliegen. Auch muss zwischen dem hinteren Ende der Skirts und den Hüfthöckern des Pferdes immer eine Handbreit Platz bleiben, um die Bewegungsfreiheit in der Biegung nicht einzuschränken. Da unter der Haut über den Hüfthöckern sogenannte Schleimbeutel liegen, ist dieser Bereich gerade auch gegenüber geringen dauerhaften schmerzhaften Einwirkungen sehr empfindlich und das Pferd reagiert nach einiger Zeit mit Verspannungen und Unwilligkeiten in der Biegung.

Bei Pferden mit wenig Widerrist kann man auch bei Westernsätteln oft von vorne unter den Sattel greifen und mit der Spitze von Daumen und kleinem Finger von hinten nach vorne durchziehend die Auflage des Sattels überprüfen.

Die Winkel der Auflageflächen sollte man durch Fühlen mit der Hand und optische Kontrolle so gut wie möglich überprüfen. Optimal ist, wenn der Sattel das Pferd schön umschließt.

Den Winkel des Sattels auf dem Pferderücken überprüft man beim Westernsattel durch manuelles Verwinkeln des Sattels auf dem Pferd. Optisch liegt der Schwerpunkt des Reiters beim Westernsattel weiter hinten als beim Englischsattel. Mit dem Computermessgerät läßt sich jedoch nachweisen, daß der Schwerpunkt des Reitergewichts durch die Gewichtverteilung des Sattelgewichtes selbst, der Reiter an derselben Stelle im Schwerpunkt des Sattels sitzt, wie beim Englischsattel. Selbstverständlich gibt es ebenso viele schlechte Western- wie Englischsättel mit falschem Tiefpunkt.

Die Frage des Schwerpunktes und die Länge des Sattels ist gerade bei kleinen kurzen Pferden oft ein schwieriges Problem.

Bei Pferden mit einer runden Sattellage lässt ein dickes Pad den Sattel in aller Regel nur höher liegen. Bei Pferden mit spitz zulaufender Schulter kann ein dickes Pad die Passform des Sattels verändern. Man sollte deshalb die Passformkontrollen des Westernsattels mit Pad wiederholen.

Die Widerristfreiheit des Westernsattels wird analog zum Englischsattel überprüft. Hierbei sieht man, wie ein dickes Westernpad bei schmalen Pferden die Passform verändern kann. Entscheidend ist natürlich die Passform mit dem normalerweise gerittenen Pad. Es erübrigt sich eigentlich, darauf hinzuweisen, daß unter einen Westernsattel auf jeden Fall ein dickes und weiches Pad gehört. Da dieses Pad die Aufgabe der Stoßdämpfung und Druckminderung hat, darf es auch im Sommer nicht dünner sein. Hier hat es dazu dann ja auch enorme schweißabsorbierende Wirkung.

Noch besser ist der Westernsattel mit einer zusätzlichen Navajodecke auf dem Pad unterlegt, weil dadurch die Reibung noch um ein weiteres minimiert wird.

Unter den hinteren Enden der Skirts kann es bei Pferden mit wenig Rückenmuskulatur zu Problemen und Druckstellen auf der Wirbelsäule führen. Hier kann man durch Öffnen der Verschnürung der Skirts Abhilfe schaffen.

 

 

 

Korrektur der Passform

Bei konventionellen Englischsätteln kann eine Änderung der Passform durch Umpolstern der Kissen und Veränderung der Kammerweite vorgenommen werden. Bei den von uns vertriebenen Englisch- und Wanderreitsätteln nehmen wir diese Passformveränderungen vor Ort am Pferd vor. Bei Westernsätteln ist eine Änderung der Passform meistens nicht oder nur in sehr eingeschränktem Maße möglich, da die Kammerweite der Bäume nicht verändert werden kann und umpolsterbare Kissen nicht vorhanden sind.

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Teil 2

Visuelle Überprüfung nach dem Reiten

Teil 3

Hilfsmittel für die Passformkontrolle
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